Rettet den Kauf auf Rechnung!
Kurzfassung
Die EU-Verbraucherkreditrichtline hat das schleichende Ende des Kaufs auf Rechnung besiegelt. Ursprünglich sollte die Richtlinie Verbraucher vor den Risiken neuer Payment-Methoden wie "Buy now, pay later" (BNPL) schützen, die in den sozialen Medien für Aufsehen gesort haben: Vor allem junge Menschen hatten dort unter #klarnaschulden damit "angegeben", sich überschuldet zu haben - und trotzdem weiter einkaufen zu können.
Das Problem: Die Richtlinie ist deutlich über ihr ursprüngliches Ziel hinausgeschossen und behandelt den Kauf auf Rechnung wie einen Kreditvertag mit allen dazugehörigen Einschränkungen und Unannehmlichkeuten für Kunden - obwohl er besonders sicher ist und seit vielen Jahrzehnten erfolgreich funktioniert.
Die Folgen:
- Selbst für kleinere Beträge müssen private Daten und die persönliche Einkommenssituation geprüft werden.
- Wartezeiten im Checkout-Prozess, damit VerbraucherInnen vorvertagliche Unterlagen und Warnhinweise zugeschickt werden können.
- Viele Menschen werden auf bequemere und schnellere Bezahlmethoden wie Kreditkarten ausweichen (für die Zinsen aber anfallen).
So funktioniert der Kauf auf Rechnung:
- Zahlung erst nach Erhalt der Ware: Bestellungen können zu Hause geprüft werden, bevor bezahlt wird
- Vertauensvorschuss des Händlers: Zinsloser Zahlungsaufschub um 30 Tage ohne Einkommens-Offenlegung
- Schutz vor Online-Betrügern, zum Beispiel vor Fake-Shops oder Identitätsdiebstahl
Bezahlmethoden junger Menschen im Internet; Basis: Befragte, die innerhalb der letzten 7 Tage online eingekauft haben, Q1-Q3/2024, n=8459
Das will die EU-Verbraucherkreditrichtlinie (CCD)
Die EU glaubt, dass der Kauf auf Rechnung das Risiko einer massenhaften Verschuldung von VerbraucherInnen erhöht. Geht es nach ihrem Willen, sollen Käufe auf Rechnung daher künftig in vielen Fällen mit Kreditangeboten gleichgesetzt werden. Für VerbaucherInnen bedeutet das:
- Offenlegung persönlicher Daten: VerbraucherInnen sind gezwungen, sich bei jedem Kauf eine Bonitätsprüfung (z.B. Einkommensnachweise) zu unterziehen, als würde er einen Kredit abschließen.
- Wartezeit vor Bestellabschluss: VerbraucherInnen müssen vorvertagliche Informationen erhalten und (z.B. durch Unterschreiben) versichern, dass diese verstanden wurden. Ein sofotiges Bezahlen, wie es im Onlinehandel Standard ist, wäre nicht mehr möglich.
- VerbraucherInnen haben zukünftig nur 14 Tage statt 30 Tage Zeit für die Bezahlung ihrer Rechnung.
Belegbar sind die Sorgen aber nicht, denn: Aufgrund seiner Zinsfreiheit und der Vereinbarung kurzer Zahlungsziele ist der Kauf auf Rechnung wirtschaftlich gesehen etwas völlig anderes als ein Verbraucherkredit. Das Risiko einer Überschuldung durch Aufbau einer Vielzahl parallel und lang laufender Zinsverpflichtungen besteht nicht.
Umfrage: „Wie hoch schätzen Sie Ihr persönliches Risiko ein, sich durch Käufe auf Rechnung zu überschulden?“
Basis: Personen, die per Kauf auf Rechnung zahlen, n = 5.002, Befragungszeitraum: 21.10. - 24.10.2024
VerbraucherInnen meiden Kauf auf Rechnung
Die Folge ist, dass ausgerechnet die verbraucherfreundlichste und Zahlmethode für viele Menschen unnattraktiv wird.