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Weihnachten unter besonderen Umständen

Text: Weihnachten unter besonderen Umständen

Puh! Was für ein chaotisches Jahr! Wegen der Corona-Pandemie musste auch der Weihnachtsmann all seine Elfen ins Home-Office - pardon – ins Mobile-Office schicken. Die gesamte Geschenkeproduktion musste 14 Tage stillstehen, weil die zuständigen Elfen in Quarantäne geschickt wurden. Damit ihm das nicht noch einmal passiert, musste der Weihnachtsmann in Hygienemaßnahmen investieren und auf Schichtbetrieb umstellen. Außerdem hatte er sich für dieses Jahr vorgenommen, sich einmal rechtzeitig um die Geschenkeproduktion zu kümmern und hat gleich am Anfang des Jahres alle Materialen bestellt. Nun ärgert er sich riesig, weil er von der Mehrwertsteuersenkung aus dem zweiten Halbjahr nicht mehr profitieren konnte.

(Szene 1: Morgens, halbzehn am Nordpol)

Der Weihnachtsmann sitzt am PC bei der täglichen Teambesprechung mit seinen Elfen, um seine große Tour zu planen.

Weihnachtsmann: Wer hat was für die Runde, liebe Elfen?

Elf*E: Das heißt: liebe Elf:Innen

Weihnachtsmann: Was? 11 Finnen?

Elf*E: Elf*innen!

Weihnachtsmann: Was? Mit deiner Verbindung stimmt was nicht. Du stockst ja die ganze Zeit!

Elf*E (seufzend): na, “Elfen und Elfinnen”

Weihnachtsmann: Ja, wie auch immer! Hat jemand was für die Runde?

Elfe 1: Also nach aktuellem Stand müsst Ihr, wenn Ihr nach Österreich einreist, erst einmal 10 Tage in Quarantäne. Du musst Dich irgendwo einquartieren und darfst erst danach weiter.

Weihnachtsmann: Was? Wie soll ich denn dann pünktlich in den anderen Ländern sein?

Elfe 1: Ich habe deshalb mit dem Kurz kurz telefoniert – der würde für Dich und Rudolph eine Ausnahme machen. Aber nur, wenn Ihr vorher einen Test gemacht habt und das negative Testergebnis einreicht.

Elfe 2:

Weihnachtsmann: We cannot hear you... UNMUTE YOU! YOU HAVE TO UNMUTE YOU!

Elfe 2 (nachdem sie das Mikrofon gefunden hat): Denk daran, dass Du auf dem Weg nach Österreich einen Zwischenstopp in Großbritannien einlegst, um dort schon einmal die Geschenke zu lagern. Weil alle Händler wegen des Brexits so verunsichert sind, sind jetzt alle unterwegs, um noch die Waren schnell über die Grenze zu bringen.

Weihnachtsmann: Hä? Sind wir denn da überhaupt noch zuständig? Die machen doch jetzt ihr eigenes Ding, die Briten. Außerdem habe ich den Linksverkehr eh nie gemocht.

Apropos Drittstaat: War da nicht was mit dem Datenschutz?

Elfe 3: Wir haben alle unsere Verträge mit den Cloudprovidern, bei denen wir die Wunschzettel abgespeichert haben, einzeln gecheckt. Jetzt werden die Daten pseudonymisiert und es bleibt uns nur zu hoffen, dass unsere technisch-organisatorischen Maßnahmen ausreichend sind, um die innigsten Wünsche der Kinder vor dem Zugriff der nationalen Geheimdienste zu schützen. Es sollte jetzt also Schrems-proof sein. Fingers crossed!

Elfe 4:  Oh je! Das Christkind hat gerade angerufen: unter all den Wunschzetteln war auch ein Quarantänebescheid dabei! Es sitzt jetzt erst einmal zwei Wochen fest und braucht unsere Unterstützung. Das wären nach einer ersten Hochrechnung allein in Deutschland in Bayern 963.497 Haushalte mehr, in Baden-Württemberg zusätzliche 658.4...

Weihnachtsmann: STOP THE COUNT! Wie soll ich das denn auch noch machen? Und wie soll ich mich überhaupt schützen bei der Auslieferung der Geschenke?

Elfe 5: Christian Drosten hat dazu gerade getwittert: “Alle müssen eine Maske tragen - und zwar über Mund und Nase.” Na, immerhin stehen Dir ja drei Atemschutzmasken kostenlos zu, weil Du aufgrund Deines Alters zur Risikogruppe gehörst.

Weihnachtsmann: Das ist ja ganz nett, aber auch die Nase???? Gilt das etwa auch für Rudolph?!?!

Elfe 5: Auch für Rudolph!

Weihnachtsmann: Aber dann finden wir doch den Weg nicht mehr, wenn er uns mit seiner roten Nase nicht leuchten kann.

Elfe 5: Nun ja, in manchen deutschen Bundesländern könnte Rudolph vielleicht auch alternativ ein Face-Shield tragen.

Weihnachtsmann: Wie “in manchen”, “vielleicht”?

Elfe 5: Nun ja, in allen 16 Bundesländern gibt es nun mal 16 unterschiedliche Regelungen. Da muss man einen Blick in jede einzelne Corona-Verordnung werfen und hoffen, dass sie auch noch gültig ist, bis Ihr ankommt.

Weihnachtsmann: So schaffen wir das doch nie!

Elf*E: Aber immerhin kannst Du dadurch Zeit gewinnen, da Du bei den Leut*innen nicht mehr ins Haus darfst. Wir haben die Kinder*innen schon informiert, dass sie wegen der strengen Kontaktbeschränkungen zu Weihnachten ihre Stiefel*innen dieses Jahr vor die Haustüre stellen müssen. Du musst jetzt zuerst ein Foto von den Geschenken als Beweis machen und diese dann durch den Kamin werfen oder vor die Tür stellen – so machen das zumindest die Götterbot*innen auch.

Auch auf seiner Tour selbst stellen sich dem Weihnachtsmann lauter Probleme in den Weg: Hier ein paar Ausschnitte aus den Krisen-Telkos mit seinen Elfen:

(Szene 2: an der mecklenburg-vorpommerischen Landesgrenze)

Weihnachtsmann: Wir stecken hier fest! Wir kommen nicht nach Mecklenburg-Vorpommern. Sie halten uns für Tagestouristen, weil ich gesagt habe, dass wir heute Nacht wieder weiterreisen wollen.

Elfe 2: Aber Du bist doch systemrelevant!

Weihnachtsmann: Das habe ich denen auch gesagt. Aber dann kam dem Gesundheitsamt die rote Nase von Rudolph verdächtig vor und jetzt müssen wir auf das Testergebnis warten.

(Szene 3: Bei der Auslieferung - irgendwo in Brandenburg)

Weihnachtsmann: Isch schteh...

Elfe 1: Weihnachtsmann, ich kann Dich nicht verstehen, wenn Du die Maske beim Telefonieren aufhast.

Weihnachtsmann: Ich stehe hier jetzt vor der Haustür der kleinen Greta. Da steckt schon...krrrrrrr (Verbindung abgebrochen)

Elfe 1: Was? Was steckt da? Du warst eingefroren!

Weihnachtsmann: Ja, es ist wirklich schweinekalt hier draußen!

Elfe 1: Ja, aber was steckt da denn?

Weihnachtsmann: Na da steckt ein Geschenk im Stiefel! Habe ich doch schon gesagt! Die Konkurrenz war mal wieder vor mir da!

Elfe 1: Nein, nein. Das kann nicht sein. Schau noch mal genauer nach!

Weihnachtsmann: Ich kann aber nichts sehen. Meine Brille ist noch beschlagen wegen der Maske...Ach halt, das ist ja ein Altgerät!

Elfe 1: Elektro? Etwa das iPad aus dem letzten Jahr? Aber die kostenfreie haushaltsnahe Abholung kommt doch erst nächstes Jahr...

(Rudolph singt im Hintergrund leise “Drop it like E-Schrott! Drop it like E-Schrott...")

Weihnachtsmann: Die Jugend von heute! Was soll ich denn jetzt damit machen?

Elfe 1: Nimm es mit und wir spenden es!

Weihnachtsmann: Na toll! Und die Umsatzsteuer zahl dann ich, oder wie?!

Elfe 1: Na vielleicht kann sich die Politik ja dazu durchringen, im nächsten Jahr endlich eine Lösung dafür zu finden und zwar auf nationaler wie auch auf europäischer Ebene.

Weihnachtsmann: Das wäre jedenfalls auf meiner Wunschliste!  

 

Sollten also dieses Jahr die Geschenke nicht pünktlich vor Ihrer Haustüre liegen, wissen Sie nun woran es liegt. Trotz all der Umstände wünschen wir frohe und gesunde Festtage!