verfasst von Christoph Wenk-Fischer
Morgen ist hier in Berlin unser erster bevh-Fachkräftetag. Auch über kurzentschlossene Besucher freuen wir uns sehr. Wir werden am großen Runden Tisch über die Veränderungen der Arbeitsbedingungen und die Anforderungen unserer Branche und der Bewerberinnen und Bewerber sprechen. Es gibt tolle Vorträge von Lena Schiller-Clausen und Dr. Ole Wintermann von der Bertelsmann Stiftung. Zudem wird Rechtsanwalt Dr. Stefan Lingemann uns sicher zum Nachdenken bringen, wenn er darlegt, ob das Arbeitsrecht und die Anforderungen von Arbeitnehmern und Arbeitgebern im E-Commerce überhaupt zusammenpassen.
Ein weiterer wichtiger Themenblock wird sich mit der Ausbildung, Fort- und Weiterbildung für unsere Branche beschäftigen. Mein Kollege Martin Groß-Albenhausen wird den von uns initiierten und von einer breiten Allianz getragenen neuen Ausbildungsberuf „Kaufleute im E-Commerce“ vorstellen. Professor Christian Brock von der Uni Rostock stellt die universitäre E-Commerce-Ausbildung vor und der Leiter der Leipzig School of Media, Michael Geffken, rundet dies mit der Perspektive eines Bildungsträgers für crossmediale berufliche Weiterbildung ab. Sehr spannend – ich freue mich sehr darauf.
Bei all dem darf aber eins nicht aus dem Fokus gelangen: Was sind denn die Basiskompetenzen von Kaufleuten? Was ist das wichtigste, das Kaufleute für ihren Beruf brauchen? Was macht den Beruf der Kaufleute schon seit jeher aus?
Ich sehe es so: Kaufleute müssen offen sein für Neues und bisher Fremdes. Sie müssen es ganz gezielt suchen und bringen es dann in ihre Heimat für alle anderen. Damit öffnen sie uns allen die Augen dafür, was die ganze Welt mit ihren Menschen und Produkten zu bieten hat. Sie sind und waren schon seit Anbeginn ihrer Tätigkeit Vermittler zwischen Menschen, Ländern und Kulturen. Seit Jahrtausenden ist ihr Arbeitsort die ganze Welt, grenzüberschreitend und Sprachbarrieren überwindend und ohne Vorurteile gegenüber anderen Kulturen, Religionen, Orientierungen. Kaufleute pflegen Partnerschaften und Freundschaften mit Lieferanten und Kunden auf der ganzen Welt, die nachhaltig geprägt sein müssen von Respekt und Vertrauen. Kaufleute können keine Nationalisten sein, sondern überzeugte Europäer und Weltbürger.
Das ist mir persönlich ganz wichtig, sich darauf zu besinnen in Zeiten, in denen das rechtsextreme, antidemokratische Potential erschreckend zunimmt. In Zeiten, in denen die Schließung von Grenzen gefordert wird und Einreisesperren für anders Denkende oder Glaubende gefordert werden und öffentlich darüber diskutiert wird, ob die Hautfarbe oder Religion einen zum Deutschen machen. Lassen Sie uns mit aller Kraft daran arbeiten, den Beruf der Kaufleute als einen Leuchtturm zu erhalten und auszubauen – für Weltoffenheit und Toleranz, gegen Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus.