Zahl der Woche:

Schuldenfalle E-Commerce?

Basis: Bevölkerungsrepräsentative Umfrage des bevh, 1.1.2023– 31.12.2023, 36.523 < n < 40.003; 
Destatis Hochrechnung aufgrund 175.000 in 671 von 1350 Schuldnerberatungsstellen beratenen Personen

In kurzer Folge haben die Veröffentlichung des Creditreform Schuldneratlas und der Destatis-Überschuldungsstatistik den üblichen Verdächtigen der Verschuldung in Deutschland ausgemacht: Den Online- und Versandhandel. Fast jeder Dritte derjenigen, die 2023 Schuldnerberatung aufgesucht haben, habe Schulden bei Online- und Versandhändlern. Um 4 Prozentpunkte sei dieser Wert gestiegen!

Destatis spricht hier über eine absolute Zahl von hochgerechnet 594.800 beratenen Personen. Hochgerechnet, weil der Wert aus 175.000 Beratungsgesprächen ermittelt wurde. Der durchschnittliche Schuldenbetrag im Online- und Versandhandel liegt bei 650 Euro.

Und nun die Verhältnismäßigkeit: Wir errechnen aufgrund unserer wöchentlichen Befragung einen Anteil von 91,3 % der Deutschen, die mindestens 1 Mal im Jahr 2023 online gekauft und sich so verschuldet haben könnten. Daran gemessen liegt die Zahl der von Destatis gemeldeten Fälle bei weniger als 0,3 Prozent. An der mittleren Verschuldung von 31.565 Euro hat der Online- und Versandhandel einen Anteil von 2,1 Prozent. In 15 Prozent der Beratungsgespräche bildete „Unwirtschaftliche Haushaltsführung“ die Ursache von einer mittleren Verschuldung von 25.059 Euro.

Dem Online- und Versandhandel wird vorgeworfen, dass er dank seiner Finanzierungsangebote Menschen ermöglicht, Dinge zu kaufen, die sie sich andernorts nicht leisten könnten. E-Commerce ermöglicht Teilhabe. Die Unternehmen gehen dabei ein Risiko ein. Soll man dies künftig unterbinden und Menschen den Konsum verbieten? Willkommen in der Denkfabrik der „EU-Verbraucherkreditrichtlinie“: Kredit erhält nur noch der Vermögende.