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Nachhaltigkeit ist im E-Commerce das neue “Normal”

Ein Gastbeitrag von Max Thinius, Sprecher des Netzwerkes Nachhaltigkeit beim bevh

“Herzlich Willkommen”, sagt man ja eigentlich nicht zu sich selbst - aber ich fühle mich so. Mit dem Thema Nachhaltigkeit bereits seit 1988 beschäftigt, bin ich seit vier Jahren Sprecher von AllyouneedFresh.de, helfe mit ,den Lebenmittel-Online-Markt zu etablieren und bin nun auch neuer Sprecher des Netzwerks Nachhaltigkeit beim bevh.

Der E-Commerce boomt! Wachstumsraten von 20% sind nichts Ungewöhnliches und selbst Lebensmittel werden zunehmend online eingekauft. Es wäre blöd, diese Chance nicht zu nutzen, um das Thema Nachhaltigkeit mit zu entwickeln. Dabei geht es nicht nur um die CO2 Bilanz. Hier hat unlängst ARD Geld Check (Sendung am 11. Mai 2015) ausgerechnet, dass der Onlinekauf deutlich weniger CO2 verursacht als Offline. Der Kauf einer Jacke z.B. hat 70 g beim Online-Kauf, 1.000 g dagegen stehen beim Offline-Kauf zu Buche. Aber das allein ist es nicht. Es geht um neue Geschäftsmodelle und neue Möglichkeiten Online an sich. Hier stehen von Seiten des bevh mit seinem „Netzwerk Nachhaltigkeit“ und der „Initiative Nachhaltigkeit“ u.a. Plattformen zur weitreichenden Information und zum Austausch zur Verfügung.

Besonders erfreulich: Viele Online-Händler gehen bereits sehr konsequente Wege in Sachen Nachhaltigkeit und teilen das hierbei erlangte Praxiswissen gerne über die bevh Plattformen mit anderen Mitgliedern. Dabei geht es nicht nur um die Themen Prozessketten-Optimierung, LED-Beleuchtung, ökologisches Briefpapier und soziale Integration - das gilt bei vielen schon als “normal”. Es geht darum, Nachhaltigkeit direkt in bestehende oder neue Geschäftsmodelle zu integrieren.

Die meisten E-Commerce Unternehmen oder Abteilungen sind recht jung. Sie und ihre Mitarbeiter sind in einer Zeit groß geworden, in der Umwelt und soziale Themen eine zunehmend wichtige Rolle in der Gesellschaft spielen. Nachhaltig zu denken ist für diese Generation ‘normal’. Sie überlegen nicht, ‘wie kriege ich jetzt hier noch etwas Nachhaltiges implementiert’, sondern bauen Geschäftsmodelle von Anfang an unter dieser Prämisse auf. Auch, weil sie in einer zunehmenden gegenseitigen Transparenz von Konsument und Hersteller großgeworden sind. Möglich geworden durch das Internet und Social Media. Sie haben verstanden, dass es ohne Miteinander in dem Dreieck Konsument, Hersteller/Handel und Gesellschaft nicht geht. Mehr noch: sie haben gelernt, je mehr sie ihre Gesellschaft unterstützten, desto mehr Unterstützung erfahren sie selbst. Im Internet ist dieses Denken besonders einfach umsetzbar. Schon die technischen Möglichkeiten bieten hier vielfältige Möglichkeiten und Entscheidungshilfen für nachhaltiges Handeln.

Selbst eine Blaubeere im Müsli hat heute die Berechtigung, recherchiert zu werden.

Schauen Sie doch mal bei sich selbst: Was und wieviel recherchieren Sie, wenn Sie heute ein Produkt kaufen? Unter der Prämisse: Ist das Produkt “okay” für mich? Selbst bei einem Müsli erwarten Konsumenten, dass sie bis hin zur Blaubeere jede einzelne Zutat recherchieren können. Dabei wollen sie nicht einfach wissen, ob es sich um Bio-Blaubeeren handelt. Der Wissensdurst ist sehr individuell und geht bis hin zu Fragen wie: Welche Elternteilzeitmodelle bietet das Blaubeer-Unternehmen für junge Familien?

Wichtig ist dabei: Jeder Mensch hat seine eigenen individuellen Interessen und Definition von Nachhaltigkeit. Das klassische und leider oft missionarische Bild von Nachhaltigkeit hat ausgedient. Jeder mag für sich selbst entscheiden, was “für ihn” richtig ist und wie tief er recherchieren will. Hier bietet der Online-Handel durch Videos, Recherche, Austausch oder Vergleich via Internet einzigartige Möglichkeiten, die weit über bloße Siegel, Label oder Signets hinaus gehen. Über diesen individuell möglichen Zugang, haben viele Menschen erst Interesse an dem Thema Nachhaltigkeit. Die Siegel & Co. dienen dann nur noch der abschließenden Sicherheit.

Über das Normale hinaus

Wenn Nachhaltigkeit also von Anfang an in das Geschäftsmodell integriert wird, entstehen hierbei Produkte und Dienstleistungen, bei denen der Konsument nicht mehr bewusst die Entscheidung “Nachhaltigkeit = oftmals teuer” treffen muss, da sie im Nachhinein erkauft wurde. Vielmehr wird Nachhaltigkeit hierüber in den Alltag der Konsumenten ganz normal integriert. Und was kann es Schöneres geben, als eine Nachhaltigkeit die “normal” ist und zunehmend dem einfachen gesunden Menschenverstand folgt - weil sie recherchierbar, überprüfbar und individuellen Interessen anpassbar ist.

Der bevh bietet über seine Plattformen einen vielfältigen und sehr tiefgreifenden Wissensaustausch. Neben den klassischen Themen der Nachhaltigkeit gibt es dabei eine einfache Formel, auf die gemeinsam mit den Mitgliedsunternehmen hingearbeitet wird: “Alles was wir tun, soll auch einen positiven Nutzwert für die Gesellschaft erzeugen.”

Das ist ein Ziel, das nicht immer einfach zu erreichen ist. Der E-Commerce bietet aufgrund seiner Struktur und durch das Interesse der Menschen in den Unternehmen und Konsumenten im Austausch, eine ideale Basis hierfür. Der generelle kulturelle Wandel in der Gesellschaft von einer “Leistungs-” hin zu einer “Lebensgesellschaft”, kann auf dieser Basis viele Potentiale entwickeln. Diese gilt es gemeinsam zu heben und mit der Zivilgesellschaft, den Kommunen und anderen Marktpartnern umzusetzen.

Nachhaltigkeit als Innovationstreiber einer prospektiven Gesellschaft - wie “geil” wär das denn bitte?!

 Summary - Sustainability is the new “normal”

Market innovation has long been dominated by the world view of engineers and economists - build a better mousetrap and the world will notice. Today we are part of a huge cultural and parallel technical shift. It is more about transparency, ethics and live-quality then working for exel-metrics & KPI´s. It is the time of new business-models. Most of them are happening in the E-Commerce World. And most of them are sustainable from the spot. This is because of young structures and people working in these buisenesses that grew up in a societal surrounding of change, diversity and new notice of environment. For all these people sustainability is just normal. This because they know about the internet. They grew up with a new model of vice versa transparency - producer, consumer, shop. And they know about how to use it. Of course there are all the other typical sustainability tools. And yes, they are important. However, a disruptive change, which is necessary, in sustainabiliy will take part through new business-models. This does not mean lableling somthing into “organic” but realy new, like changing from CD to Spotify. This is what the bevh aims for, and why it brought the Network Sustainability and the Sustainability Initiative to life. All the bevh members bring in their knowledge here - together we bring out new innovative thoughts to innovate prosperity - and e-commerce is the turing wheel.