Die Ausbildung zur ´Kauffrau’ oder zum ‘Kaufmann im E-Commerce´ ist ein voller Erfolg und hat sehr viele Onlinehändler überzeugt, Ausbildungsbetrieb zu werden. In einer aktuellen Befragung des Bundesverbands E-Commerce und Versandhandel e.V. (bevh) gaben fast zwei Drittel der Teilnehmer an, den erst 2018 eingeführten Branchen-Beruf auszubilden. Sechs von zehn Betrieben wollen auch in diesem Sommer wieder E-Commerce-Kaufleute zur Ausbildung einstellen.
Dass es nicht mehr Betriebe sind, liegt an zwei wesentlichen Faktoren: Entweder sind die bisher bereitgestellten Ausbildungsplätze schon vergeben – oder die Betriebe finden in ihrer Region keine E-Commerce-Azubis. In Corona-Zeiten dürfte noch eine Unsicherheit über die wirtschaftliche Entwicklung, die Ertragssituation der Unternehmen und den zukünftigen Bedarf an Beschäftigten hinzukommen. Deshalb begrüßt der bevh das heute im Kabinett beschlossene Bundesprogramm „Ausbildungsplätze sichern“.
„Es ist richtig und wichtig, dass die Bundesregierung die Ausbildung mit einem Sonderprogramm angesichts Corona fördert. Das Programm ist gedacht, um Ausbildungsplätze zu erhalten, mehr Azubis einzustellen oder auch Azubis aus anderen Betrieben zu übernehmen. Die Maßnahmen können den deutschen Handel nachhaltig bei der Digitalisierung unterstützen, denn ausgebildete ‘Kaufleute im E-Commerce' sind diejenigen, die Händler bei Einschränkungen im Ladengeschäft fortdauernde Umsätze ermöglichen“, so Martin Groß-Albenhausen, Stv. Hauptgeschäftsführer des bevh. „Wir empfehlen Händlern, diese Initiative im Rahmen des Corona-Konjunkturpakets zu nutzen!“
Mehr als 77 Prozent der Teilnehmer an der bevh-Umfrage gaben an, derzeit auszubilden. An zweiter Stelle hinter den ´E-Commerce-Kaufleuten´, die von 65 Prozent der Befragten ausgebildet werden, liegt mit knapp 40 Prozent die Ausbildung zu ´Kaufleuten im Groß- und Außenhandel´. Auch diese gerade frisch reformierte Ausbildung ist künftig eine ideale Ergänzung für die Betriebe, weil sie e-Business in der Beschaffung und Lieferkette stärker reflektiert. Weitere im E-Commerce häufiger ausgebildete Berufe sind Mediengestalterinnen und -gestalter beziehungsweise Marketing-Managerinnen und -Manager, Fach-Informatikerinnen und -Informatiker, Logistik-Fachkräfte und Kaufleute für Büromanagement. Im Vergleich aber haben sich innerhalb von zwei Jahren E-Commerce-Kaufleute als der wichtigste Ausbildungsberuf der Branche etabliert.
Fast jeder zweite Betrieb sieht die Anforderungen seines E-Commerce-Geschäfts durch das Berufsbild „genau getroffen“, nur 6 Prozent der befragten Händler sagen, dass derzeit nicht alle für sie speziell nötigen Inhalte, zum Beispiel aus Logistik und IT im Beruf abgebildet würden.
„Die Ausbildung vermittelt einen Querschnitt für alle im E-Commerce erforderlichen Fertigkeiten und wird damit auch den Anforderungen von E-Commerce-Betrieben ohne Warenversand – etwa im Dienstleistungssektor, im Veranstaltungsgewerbe oder Tourismus gerecht. Damit ist sie offen und durchlässig sowie Basis für weitere Spezialisierung – beispielsweise als ebenfalls neue ‘Fachwirtin oder Fachwirt im E-Commerce'“, zieht Martin Groß-Albenhausen ein positives Fazit. Besonders erfreulich ist der, nach Auswertung des Deutschen Industrie- und Handelskammer-Tags (DIHK), in den ersten beiden Jahrgängen überdies deutlich höhere Frauenanteil von fast 40 Prozent der Auszubildenden.
Die Unternehmen beobachten eine hohe Zufriedenheit der Azubis mit ihrem Ausbildungsberuf. Auch die Hürde für Unternehmen, eine nahegelegene Berufsschule zu finden, wurde in den letzten zwei Jahren sukzessive beseitigt: Mehr als 80 Berufsschulen in ganz Deutschland bieten inzwischen den schulischen Teil der dualen Ausbildung im E-Commerce an.
Vom 2. bis 10. Juni wurden die rund 500 bevh-Mitgliedsunternehmen online befragt.