Amazon-CTO Dr. Werner Vogels ist für die ITler in der E-Commerce-Branche nicht Gott, aber auch nicht weit davon entfernt. Auf dem AWS Summit in Berlin hat er Ende Februar noch einmal vehement das Evangelium der Microservices gelesen.
Und er hat recht.
Es ist bezeichnend für unsere Branche (im Guten wie im Schlechten), dass nicht die kleinen und mittleren Unternehmen ihre IT massiv in die AWS-Cloud verlagern, Infrastruktur als Code abbilden und den AWS Marketplace zum Fliegen bringen. Sondern die großen mit ihren massiven SAP/HANA-Instanzen. Es ist bezeichnend, dass viele Mittelständler sich (im Guten) so auf ihre Kunden eingestellt haben, dass sie ihre Geltung auch ohne Agilität in der dritten Dimension verteidigen können. Es ist bezeichnend, dass viele Mittelständler sich (im Schlechten) jeder Chance berauben, wirklich datengetriebene Geschäfte zu entwickeln, die im Jahr 2025 etablierte Strukturen ablösen werden.
Dabei liest sich das Evangelium der Microservices so schlüssig und logisch. Geschenkt: Ich bin kein Tekkie und kann nur erahnen, dass eine Microservice-Architektur mindestens so viele Herausforderungen wie Chancen hat, so viel Chaos wie Kreativität birgt.
Der Gott der kleinen Dinge: Google bietet bei Hörbüchern seit kurzem ein winziges Detail an, das die Nutzung so viel angenehmer macht als bei iTunes (inkl. Audible): Wenn man in einem Satz unterbrechen muss, wird automatisch auf den letzten Satzanfang zurückgespielt. Ich hätte nie gedacht, dass mich so ein Mico-Service dermaßen begeistern könnte.
Ist es nicht gerade für diejenigen, die ganz dicht am Kunden kleben, ihm die Wünsche im täglichen Gespräch von den Lippen ablesen, vielleicht noch die einzige Chance, ihre Angebote mit kleinen Verbesserungen aufzuladen, die die steigende Kundenerwartung schlagen? Wenn die ganze IT aus einem einzigen oder vielleicht zwei „2-Pizza-Teams“ besteht, ist agile Organisation nicht die einzige Möglichkeit, überhaupt noch spürbare, inkrementelle Differenzierung auf die Straße zu bringen?