Das Konsumklima bleibt in Deutschland im dritten Quartal verhalten, insbesondere die Anschaffungsneigung geht zurück. Die gestiegenen Einkommenserwartungen spiegeln sich noch nicht direkt im Kaufverhalten – das hat auch unsere Verbraucherbefragung gezeigt, die für das dritte Quartal ein Wachstum von nur noch 2,8 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum ergeben hat. Im zweiten Quartal zeigte sich noch ein Plus von 3,8 Prozent.
Im Mittel Wachstum, aber mehrheitlich Rückgang
Uneinheitlich sind auch die Ergebnisse bei den von uns im bevh-Branchenbarometer befragten Onlinehändlern. Die Teilnehmer – etwa 15 Prozent der bevh-Mitglieder mit einem Umsatzspektrum von unter 2 Mio. bis über 250 Mio. Euro – haben im Mittel im dritten Quartal ein Plus von 5,6 Prozent erreicht. Allerdings war die Spreizung erheblich und geprägt von einem kleineren Teil Händler mit deutlichen Zuwächsen und einer Mehrheit von fast zwei Dritteln der Befragten, die Umsätze abgegeben haben. So liegt der Zentralwert Median bei -1 Prozent.
Aufgelaufen seit dem Januar realisierten die befragten bevh-Mitglieder noch ein Plus von im Mittel 3,2 Prozent, auch hier liegt der Zentralwert bei -1 Prozent.
Wie stets werfen wir auch einen Blick auf die Zielgruppen und unterscheiden hier zwischen B2B, B2C und Hybrid-Anbietern, die sowohl gewerbliche als auch private Kunden bedienen. Auch hier tritt ein massiver Unterschied zwischen Mittelwert und Median auf, was für eine deutliche Unwucht in der Umsatzverteilung spricht.
Der Median liegt im B2B bei -5,5 Prozent, der Mittelwert hingegen nur bei -0,2 Prozent. Der deutliche Ausschlag nach unten im Zentralwert zeigt, dass hier die Mehrheit der Unternehmen schwache Resultate erzielte – tatsächlich laufen etwa 70 Prozent der teilnehmenden B2B-Händler dem Vorjahresumsatz noch hinterher.
Im B2C stellt es sich moderat anders dar, wobei die Tendenz hier ähnlich ist: zwar stagniert der Umsatz im Mittel, aber der Median weist auch hier einen Rückgang um 3 Prozent aus.
Auch die Hybrid-Versender können im Mittel zulegen, sogar deutlich um 2,6 Prozent. Allerdings liegt auch hier der Zentralwert bei -0,8 Prozent.
Die kumulierten Umsätze für die ersten 9 Monate des Jahres zeigen eine ebenso schwache Tendenz. Zwar spricht auch hier der Mittelwert mit +3,2 Prozent von Wachstum, aber der Zentralwert liegt bei -3 Prozent. Immerhin 40 Prozent sehen noch ein Plus in den Büchern, z.T. aber noch unter der Inflationsrate.
Kleine Unternehmen stärker belastet
Auffällig ist, dass die kleineren Unternehmen sowohl auf Quartalsbasis wie kumuliert seit Januar deutlich stärker Umsatz verloren haben. Dieser Effekt tritt sowohl im Mittelwert als auch im Median zutage.
Q3 2025 | Mittelwert | Median |
bis 2 Mio. EUR | -17,50% | -17,50% |
2-10 Mio. EUR | -7,04% | -7% |
10-50 Mio. EUR | 5,98% | -5% |
50-250 Mio. EUR | 4,17% | 0,40% |
mehr als 250 Mio. EUR | 7,17% | 6,50% |
Januar - September 2025 | Mittelwert | Median |
bis 2 Mio. EUR | -17,50% | -17,50% |
2-10 Mio. EUR | -6,33% | -5,50% |
10-50 Mio. EUR | 2,82% | -3,50% |
50-250 Mio. EUR | 2,46% | 0% |
mehr als 250 Mio. EUR | 7,78% | 7,50% |
Verhalten optimistisch für das Weihnachtsgeschäft
Wir haben auch nach den Erwartungen zum kommenden Weihnachtsgeschäft gefragt. Eine deutliche Mehrheit von fast 58 Prozent der Befragten geht davon aus, dass Rabatte in diesem Jahr wichtiger oder besonders wichtig sein werden – zu letzterer Tendenz neigt fast jeder dritte Teilnehmer (31,9 Prozent). Ebenso glaubt jeder zweite, dass Rabatte an sich höher bzw. besonders hoch ausfallen müssten. Hinsichtlich der Folgen gibt es kein eindeutiges Bild:
Zwar erwartet jeweils ein gutes Drittel mehr Bestellungen und – trotz der Rabatte – höhere Bestellwerte, so dass insgesamt fast 40 Prozent von einem im Vorjahresvergleich höheren Weihnachstsumsatz ausgehen. Allerdings ist jeweils ein knappes Drittel hinsichtlich dieser Fragen pessimistischer, und das letzte Drittel sieht keine wesentlichen Veränderungen zum Vorjahr. Das bestätigt sich auch in der Erwartungshaltung zu den Umsätzen im gesamten vierten Quartal: ein Drittel erwartet Wachstum, fast 42 Prozent geht von Stagnation aus. Ein Viertel der Befragten geht von neuerlich rückläufigen Umsätzen aus.
Trotz der verhaltenen Geschäftsentwicklung – 49 Prozent der Teilnehmer gehen davon aus, die Umsätze von 2024 nicht mehr erreichen zu können – erwarten fast sechs von zehn Befragten, dass E-Commerce in ihrer Kategorie Marktanteile gewinnen wird. Aber die Sorgen nehmen zu:
Mehr als jeder fünfte erkennt inzwischen einen klaren Effekt der asiatischen Plattformen in seinen eigenen Geschäftszahlen.
Fast jeder Dritte erwartet, erst im Lauf der nächsten 3 Jahre die Umsatzverluste aufholen zu können.
Zwar befürchten weniger als 10 Prozent der Teilnehmer, bei anhaltender Konjunkturschwäche ihr Geschäft nicht weiterführen zu können. Aber knapp 30 Prozent denkt über Personalmaßnahmen nach.
Dazu trägt für mehr als vier von zehn Befragten auch die Mindestlohnerhöhung bei.
Kein besseres Zeugnis für die neue Koalition
Andererseits sehen sich Unternehmen auch zum Personalaufbau oder -umschichtungen gezwungen: fast drei von vier brauchen mehr Mitarbeitende für Prüf- und Dokumentationspflichten. Gut 70 Prozent fühlen sich durch die Vorgaben der Politik überfordert.