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bevh-Barometer Q1/2025: Der E-Commerce wächst - aber viele Händler nicht

Anfang April haben wir auf Grundlage unserer Verbraucherbefragung ein Wachstum des Onlinehandels mit Waren von 3,2 Prozent errechnet. Schon aufgrund der uns genannten Kauforte war ersichtlich, dass ein Gros des Wachstums auf Käufe auf Online-Marktplätzen entfällt. Die Umsätze aus Käufen in Onlineshops wuchsen unterdurchschnittlich mit 1,2 Prozent, Multichannel-Händler sahen sogar einen neuerlichen Rückgang um 0,4 Prozent.

In der ersten Aprilwoche haben wir erneut unsere Mitglieder nach den Resultaten des ersten Quartals 2025 befragt. Bis zum 23. April haben wir Antworten von 43 Unternehmen erhalten. Sie verteilen sich wie folgt auf B2C-Anbieter, B2B-Anbieter und solche, die ihr Angebot sowohl an private als auch an gewerbliche Kunden richten:

Private Kunden (B2C)65,12 %
Gewerbliche Kunden (B2B)20,93 %
Private und gewerbliche Kunden (Hybrid)13,95 %

Die Unternehmensgröße der Teilnehmer entspricht der Gaußschen Verteilung und bleibt damit im langjährigen Trend unserer Unternehmensbefragung:

Das erste Quartal hat die Erwartungen der Teilnehmer deutlich verfehlt.  Im Mittel wurde die Umsatzplanung um 6,7 Prozent unterschritten. Nur 9 Unternehmen haben das Quartal über ihren Planungen abgeschlossen. Im Vorjahresvergleich haben etwa 4 von 10 Teilnehmern Wachstum realisiert, etwas mehr als die Hälfte hingegen einen Rückgang der Umsätze verzeichnet. Der rechnerische Mittelwert und der Zentralwert (Median) liegen vergleichweise dicht beieinander.

Die folgende Grafik setzt Plan- und Vorjahresabweichung in Kontrast. Als unabhängige Variable die Abweichung vom Planumsatz und als abhängige Variable die tatsächliche Abweichung vom Vorjahr. Es gibt eine Reihe von Unternehmen, die trotz einer negativen Planabweichung noch ein Wachstum gegenüber dem Vorjahr realisiert haben.

Aufgrund der kleinen Fallzahl sind die folgenden Aufgliederungen nach Zielgruppe und Umsatzgröße nicht repräsentativ.

Im ersten Quartal haben die B2B-Händler gegenüber dem Vorjahr im Mittel einen Umsatzrückgang von 2,2 Prozent verzeichnet. Etwas besser haben sich die B2C-Versender geschlagen, die trotz einer stärkeren negativen Planabweichung den Umsatzrückgang auf 1 Prozent begrenzen konnten.

„Es kommt doch auf die Größe an!“ – zumindest scheinen die Umsatzrückgänge in unserer Befragung die kleineren Onlinehändler stärker zu treffen. Dies kann daran liegen, dass die Vertriebskosten deutlich gestiegen sind. Das zumindest beklagen 4 von 10 Händlern. Begrenzte Werbebudgets gehen derzeit fast zwingend mit rückläufigen Umsätzen einher.

Eine Aufgliederung nach Sortimenten ist wegen der geringen Fallzahl nicht sinnvoll. Die Bekleidungsversender, die mit 20 Prozent etwas stärker in der Stichprobe vertreten sind, melden im Mittel einen Umsatzrückgang gegenüber Q1/2024 von 1,4 %. Dieser kontrastiert mit den Ergebnissen der Verbraucherbefragung, die hier ein Plus von 3,9 % ausgewiesen hat.

Trotz oder wegen der insgesamt enttäuschenden Zahlen hoffen fast drei Viertel der Befragten, im zweiten Quartal stagnierende oder steigende Umsätze gegenüber dem Vorjahr zu erreichen – dabei ist immer noch jeder dritte Händler optimistisch genug, ein Plus zu erwarten. Gut jeder vierte Händler befürchtet neuerliche Umsatzrückgänge.

Zwei Drittel der Händler berichten über sinkende Bestellzahlen, davon 21 % stark und  46,5 Prozent leicht sinkend. Die geringere Aktivierung korrespondiert mit leicht erhöhtem Bestellumsatz bei knapp 35 Prozent der Befragten. Die Anzahl der Artikel pro Bestellung liegt bei knapp zwei Dritteln der Befragten auf Vorjahresniveau, bei einem guten Fünftel (21 Prozent) sinkt sie leicht.

Insgesamt geht ein gutes Drittel der Unternehmen nach dem enttäuschenden Quartal davon aus, im Jahresverlauf die Vorjahresumsätze nicht zu erreichen. Mehr als 30 Prozent befürchten, dass sich die geopolitische Veränderung die Umsatzentwicklung bremsen wird. Die Maßnahmen der Bundesregierung und die Ergebnisse der Sondierungsgespräche bzw. der Koalitionsvertrag stimmen die Händler in keiner Weise optimistisch. Nur jeder Fünfte glaubt, dass die Investitionsprogramme die Wirtschaft beleben und die Konsumstimmung verbesser werden. Jeder zweite hingegen sieht sich gezwungen, bei einer Erhöhung des Mindestlohns Personal abbauen zu müssen. Akut über Personalmaßnahmen denkt bereits mehr als jeder vierte Teilnehmer der Befragung nach.

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