Faktencheck

"Der Weltpostvertag definiert China als ein Entwicklungslaund und räumt den Unternehmen geringere Transportgebühren ein."

Unter der US-Präsidentschaft Donald Trumps wurde der Weltpostvertag tiefgreifend reformiert. Die USA empfanden die Einstufung Chinas als Entwicklungsland als unfair und drohten per Brachialdiplomatie („America First“) mit dem Austritt. Daraufhin einigte man sich auf einen Kompromiss (die sogennante "Option V"), wonach es nun ein 2-Tier-System gibt: Importländer wie die Länder Europas dürfen laut aktuellem Weltpostvertrag die Endvergütungen für Zustellungen bis 2025 schrittweise selbst anpassen, wobei Obergrenzen gelten. Die USA durften die Preise schon ab 2020 anheben, mussten dafür aber eine Ausgleichszahlung von 40 Millionen Schweizer Franken über 5 Jahre nach Bern überweisen. In der Folge sind allein von 2020 bis 2023 die Endvergütungen für chinesische Sendungen um über 44 Prozent gestiegen. Fazit: Eine Bevorzugung Chinas durch den Weltpostvertrag ist kaum noch gegeben. Länder wie Deutschland sind vergleichsweise frei darin, die Preise für die Zustellung im Inland anzuheben.


"Das Porto für Lieferungen aus China kann laut Weltpostvertag zum Inlandstarif berechnet werden."

Der Weltpostvertrag regelt nicht die Endvergütung für den gesamten End-to-end-Versand, sondern nur den letzten Teilabschnitt, die Zustellung im Zielland. Auf die Kosten für den Luft- bzw. Seetransport oder der Verzollung hat der Weltpostvertrag keinen Einfluss. DHL oder andere Dienstleister sind nicht dazu verpflichtet, chinesische Pakete zu günstigeren Konditionen einzufliegen, sondern setzen ihre Preise selbst. Drittstaaten-Händler zahlen zudem für den gesamte Transportkette bis zum Kunden, nicht nur das Inlandsporto im Herkunftsland.


„Die Plattformen sitzten in China und sind für europäische Behörden nicht greifbar.“

Der europäische Hauptsitz von Plattformen wie Shein und Temu befindet sich in Dublin, wo die Unternehmen steuerlich gemeldet sind. Die Unternehmen unterliegen damit europäischem Recht und können haftbar gemacht werden. Die Firmenzemtrale von Shein liegt in Singapur. Die Firmenzentale von Temu liegt in Boston, die der Muttergesellschaft Pinduoduo allerdings in Shanghai.


"Asiatische Plattformen dominieren bereits den europäischen Markt."

Aussagen wie diese beruhen auf Schätzungen, weil die Dachgesellschaften der Plattformen in der Regel ihre Umsätze in Europa nicht aufschlüsseln. Allerdings plant etwa Shein einen Börsengang in London. Mit den einhergehenden Berichtspflichten könnte das Unternehmen zukünftig zumindest seine gesamteuropäischen Umsätze ausweisen.


"Gegen die unfairen Praktiken der Plattformen können nur neue Handelsschranken helfen."

Tatsäschlich stehen der EU und Deutschland ein sehr breite und mächtige Kontroll- und Eingriffsmöglichkeiten zur Verfügung, um unlautere Geschäftspraktiken zu unterbinden, wie dieser Überblick zeigt.


"Asiatische Plattformen sprechen gezielt junge Kundengruppen an."

Vergleichen wir die Nutzergruppen von Temu und Shein, fallen deutlich Unterschiede auf: Blicken wir auf im ersten Quartal 2024 gemeldeten Transaktionen, sieht man, dass 51 Prozent der Shein-Nutzerinnen im Alter von 14 bis 29 waren. Bei Temu lag der Anteil dieser Altersgruppe nur bei 10 Prozent. Dafür waren 43 Prozent der Temu-Nutzer älter als 60 Jahre.