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ZukunftHandel: It's not about retail, stupid!

In der vergangenen Woche bin ich wieder viel unterwegs gewesen. Virtuell, gut für meinen Rücken und mein Karma-Konto bei der Deutschen Bahn. Mein Thema jedes Mal: Wohin bewegt sich unsere Wirtschaft in einer von digitalen Plattformen geprägten Welt. Und mit Wirtschaft meine ich nicht den Einzelhandel. Wir reden über E-Commerce. It's the economy, stupid!

Vor einem Jahr haben wir begonnen, unser “Weißbuch Digitalisierung”  zu schreiben. Darin haben wir vorgezeichnet, wie sich die Prozesse, die den Handel umgewälzt haben, die Wertschöpfungskette hinaufbewegen werden. Und wie sie dadurch nicht einfach nur einen analogen Prozess elektrifizieren, sondern umdrehen, von einer Supply-Chain zu einer Demand-Chain. Dass es das Ende des Handels ist, wie wir ihn kennen.

Vergangene Woche hat unser Mitglied Alibaba ernst gemacht: Die Xunxi Digital Factory ist die Umsetzung einer digitalen „End-to-End“-Produktionsstrecke. Inspiration, am Kunden gewonnen, in Kleinmengen von Fabriken produziert, die nicht mehr in Massenproduktion denken müssen. Eine digitale Wirtschaft mit einem Betriebssystem, das den KMU integrierte Produktions- und Distributionslösungen bietet. Branded „Alibaba Operating System“. It's the economy, stupid!


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In der vergangenen Woche ist kolportiert worden, dass Amazon in seiner Sparte AWS mit dem Projekt „Thor“ in das Geschäftsfeld der „Predictive Maintenance“ einsteigen will. Im Juli wurde die AWS-Plattform SiteWise vorgestellt, die Industriedaten und -prozesse dokumentiert, analysiert und optimiert. Wer erst einmal auf Maschinendaten zugreifen kann, kann bald auch Maschinen steuern. It's the economy, stupid!

Wir haben ein neues Zeitalter vor uns, in dem Konsum keine Händler im tradierten Sinne mehr braucht, sondern Handel; wo Händler sich neu definieren müssen, damit nicht die Wertschöpfungskette vom Produzenten zum Konsumenten springt. Mit der Blockchain (ja, die für die nächsten 5 Jahre als "noch irrelevant" abgekündigte Blockchain) steht eine Infrastruktur bereit, die weder den Handel im traditionellen Sinne braucht, noch Banken, noch die intermediären Plattformen. Good bye, men in the middle?

Einige in der deutschen Industrie haben es verstanden. Die HOMAG Group etwa, einer der globalen Champions im Maschinenbau für die Möbelfertigung. Produktion in Losgröße eins: Gestaltung durch Kunden, Normalisierung in der Software, Zusammenfassung multipler Aufträge für „Nesting“-Prozesse, das ganze über Apps gesteuert und mit alten Maschinen nötigenfalls kombinierbar. So geht Handel 4.0. Direct to Customer.


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Aber was ist das Heilmittel, der den darbenden Läden für die Zukunft des Handels  angeboten wird? Shopbaukästen. Suchmaschinenwerbung. Marktplatzanbindung?

Das ist alles wichtig. Es ist richtig. Es ist die Grundlage für alles andere. Aber es war E-Commerce-Zukunft im Jahr 2010. Es ist Realität des Handels 2020. Der Kunde wird so schon 2025 nicht mehr gewonnen, nicht mehr gehalten, nicht mehr gerettet. Die Zukunft des Handels liegt nicht in Onlineshops, sondern in einer Neubestimmung der Wertschöpfung, die im Handel noch geschieht. In einer Welt, in der E-Commere bei der Produktion beginnt und beim Prosumer endet. Über diese Zukunft müssen wir reden.

It's not about onlineretail. It's e-commerce, stupid!