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Wie sehen Sie Nachhaltigkeit im digitalen Handel... Alien Mulyk?

Pünktlich zum Herbst veröffentlicht der bevh sein neues Weißbuch „Nachhaltigkeit im Interaktiven Handel“. Unser Team stellt sich darin den wichtigsten Fragen und Vorurteilen rund um den digitalen Handel und gibt Unternehmen Ideen, wie sie ihre Nachhaltigkeitsanstrengungen verstärken können. Das gesamte Weißbuch gibt es hier als kostenlosen Download. Passend zum Erscheinen des Weißbuchs haben wir Alien Mulyk, Nachhaltigkeits-Expertin beim bevh, dazu befragt, wie sich aus Händlersicht Verpackungen und andere Ressourcen einsparen lassen und wie sie die Digitalisierung dabei unterstützt.


Viele Unternehmen haben neben ihrem stationären Geschäft einen Onlineshop. Wie kann der Online- und Offline-Handel von Unternehmen sinnvoll verknüpft werden, wie sehen bewährte Konzepte aus, auch in Richtung Nachhaltigkeit?

Für den Handel der Zukunft und damit verbundene Nachhaltigkeitskonzepte braucht es für alle Kanäle ein nahtloses Miteinander und einen fließenden Übergang der Kanäle ineinander. Genau dieser Ansatz spiegelt auch die Bedürfnisse der Kunden wider. Händler müssen sich gerade im Sinne der Nachhaltigkeit fragen, welche Maßnahmen im Multi-Channel-Modell noch optimiert werden können. Flächenkonzepte für Verkaufsflächen werden kontinuierlich überdacht. Logistikprozesse werden optimiert und Kunden werden weiterhin dazu animiert, die Vorteile aus der stationären- und der Onlinewelt miteinander zu verknüpfen. Dadurch wird CO2 eingespart, weniger Energie verbraucht und Flächen können effizienter genutzt werden.

Beim Versand von Waren wird gerne der vermeintlich große CO2-Ausstoß sowie der anfallende Verpackungsmüll kritisiert. Welche Möglichkeiten in Bezug auf klimaneutralen bzw. nachhaltigen Versand gibt es?

Der E-Commerce sorgt schon heute für eine Senkung der CO2-Emissionen, da durch die Bündelung von Transportgut weniger Wege anfallen. Es werden heute schon vielfach bestehende Logistikströme genutzt. Neue Entwicklungen wie Elektroautos, Lastenfahrräder oder der klimaneutrale Versand unterstützen diese Entwicklung zusätzlich. Auch die Dichte an Lieferfahrzeugen in den Innenstädten ist geringer als der sonst zu erwartende Individualverkehr. Zunehmend setzt der E-Commerce aus ökologischen und ökonomischen Gründen auf versandverpackungsarme Zustellung (z.B. in Mehrwegboxen). Hinzu kommen immer genauere Zeitfenster für die Zustellung, die eine Übergabe von Produkten direkt an KundInnen ohne oder mit nur geringer Verpackung zulassen.

Der Energie- und Ressourcenverbrauch spielt auch im Onlinehandel eine wichtige Rolle in Bezug auf das Thema Nachhaltigkeit.  Welche Möglichkeiten gibt es für den Onlinehandel, sich im Bereich Ressourcenverbrauch weiter zu verbessern?

Der Online-Handel hat im Vergleich zum stationären Handel grundsätzlich einen niedrigeren Ressourcenverbrauch, da durch die Digitalisierung zum Teil materielle Produkte durch digitalisierte Güter ersetzt werden können. Insbesondere bei Waren im Bereich der Informationsgüter wie zum Beispiel Zeitungen oder Bücher können so Ressourcen eingespart werden. Für diese Waren wird schon seit Langem die gesamte alte Wertschöpfungskette von der Herstellung über die Verpackung bis hin zum Transport überflüssig: Die Möglichkeit zum Download lässt also Transportkosten und CO2-Emissionen sinken. Grundsätzlich ermöglichen digitale Technologien eine direktere Kommunikation zwischen Händlern und Produzenten sowie durch neue Applikationen auch eine deutlich präzisere Planung der Produktionsprozesse. Mittel- und langfristig können Unternehmen somit Energie und Ressourcen einsparen.

Auch neue Strategien wie das Produzieren von Gütern erst nach Eingang einer Bestellung, das sogenannte „Build-to-order“, oder das Drucken mittels 3D-Drucker nach Auftragsbestätigung - „Print-on-demand“ - können weitere positive Effekte auf den ökologischen Fußabdruck der Produktion haben. Somit können nicht nur Kosten eingespart, sondern auch Fehlerquoten reduziert werden, was die Überproduktion verringern kann.

Vielen Dank für das Gespräch!