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„Wenn ich jemanden begeistern kann, dann habe ich einen guten Job gemacht.“

Der E-Commerce transformiert unser Konsumverhalten nicht nur, es steht deswegen auch sehr in der öffentlichen Aufmerksamkeit. Je mehr wir über die Branche reden, desto wichtiger wird ist es jedoch, diese Diskussion auf einem Fundament aus objektiven und transparenten Daten zu stellen. Genau das machen Infografiken: Sie helfen dem Betrachter durch die schiere Datenflut, machen abstrakte Zusammenhänge sichtbar, und unsere datengetriebene Welt für jeden erfahrbar. Gerade der E-Commerce braucht daher kreative InfografikerInnen, die uns Komplexes verständlich machen! Wir sprachen mit einer: Karoline Fischer ist Studentin an der Technische Hochschule Mittelhessen und gut mit dem Onlinehandel vertraut: Zuletzt hat sie für den bevh das rasante Wachstum der E-Commerce-Branchen im ersten Halbjahr 2021 visualisiert. Wir sprachen mit ihr darüber, wie Infografiken mit uns „sprechen“, warum der E-Commerce so erklärungsbedürftig ist, und was das bevh-Team mit seinen eigenen Grafiken in Zukunft besser machen könnte.

Hallo Karoline, warum wird man Technische Redakteurin, was ist reizvoll an dem Beruf?

Unser Alltag wird heute stark von Technik und Daten bestimmt. Das gilt besonders für den E-Commerce. Die „Vermessung“ der Branche und ihrer Kunden ist sehr weit fortgeschritten. Leider erklären sich diese Daten aber nicht von selbst, sondern müssen erst sinnhaft übersetzt werden. Als Technische Redakteurin arbeitet man daher an der Schnittstelle zwischen Datenwelt und Mensch. Zu diesen Schnittstellen gehören übrigens nicht nur Infografiken, sondern auch Video-Tutorials oder Texte.

Warum brauchen wir Infografiken heute?

Sie sind im Grunde „Verständlichmacher“. Als Technische Redakteure wir die Welt für Menschen, die sich sonst nicht tiefergehend mit Statistiken oder Technik auseinandersetzen. Das ist aber nur ein kleiner Teil der Arbeit. Etwas verständlich zu machen, bedeutet immer auch, Komplexes einfach zu machen. Beim Erklären geht also auch um die Kunst des richtigen Reduzierens. Das Entscheidende am Ende ist allerdings die Emotion. Wenn ich jemanden mit meiner Grafik für ein Thema begeistern kann, für das er oder sie sich normalerweise nie interessiert hätte, dann weiß ich, dass ich einen guten Job gemacht habe. Und ist Wissen nicht eh viel einprägsamer, wenn wir es mit Emotionen und Erfahrungen verknüpfen können, statt mit bloßen Zahlen?

Was macht den E-Commerce interessant für Infografiken?

Ich bin sehr neugierig und arbeite mich gerne immer wieder in neue Wissensbereiche ein – typisch eigentlich für das Berufsbild einer Redakteurin. Mit dem E-Commerce habe ich mich vor allem deswegen beschäftigt, weil er mit starken Veränderungen in der Gesellschaft verbunden ist und weil man diese Veränderungen sehr gut in den Daten erkennen kann. Außerdem ist der Onlinehandel allgegenwärtig geworden, fast jeder von uns hat mittlerweile Berührung damit.

Wie gehst du vor, wenn du eine Grafik machst, was „denkst du dir dabei"?

Mir ist es wichtig, dass meine Grafikern gestalterisch hervorstechen. Meine Grafiken sollen im besten Fall eine Geschichte erzählen. Ich versuche dann, in ihr eine eigene Welt aufzubauen. Das ist gewissermaßen der künstlerische Teil meiner Arbeit. Das wichtigste ist aber, dass die Daten richtig und für den Betrachter eindeutig dargestellt werden. Das klingt selbstverständlich, ist aber längst nicht bei allen Infografiken der Fall. Ich lege viel Wert auf ein gewissenhaftes Arbeiten.

Hand auf’s Herz. Mit Blick auf unser Format „Zahl der Woche", die immer auch eine Grafik zu einer Statistik enthält: Was würdest du anders oder besser als machen als wir? Was machen wir falsch? Hier ein Beispiel:

 



Ich kann offen sein?

Na klar.

Das Positive zuerst: Ihr würdet mit der Grafik nicht durch einen Lehrgang für Infografiker fallen – das ist doch schon mal gut zu hören, oder? Es gibt aber auch Verbesserungspotenzial. Zum Beispiel habe ich beim erst Blick nicht sofort erkannt, um welches Thema es geht. Stattdessen muss man viel lesen. Außerdem sehen die beiden Tortendiagramme sich zu ähnlich. Ich hätte den Größenunterschied der „Torten“ etwas hervorgehoben und mit anderen Farben gearbeitet, um das Auge des Betrachters besser zu lenken. Man hätte auch gestalterisch in eine andere Richtung gehen und überlegen können, etwas Symbolhaftes zu verwenden, um den Inhalt deutlicher zu machen. Übereinander gestapelte Versandpakete zum Beispiel, die sinnbildlich zeigen, wie viele Mode- oder Freizeit-Produkte jeweils bestellt wurden. ...

Wir sollten an dieser Stelle aufhören. Vielen Dank für das Gespräch!