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Deutschland führend in E-Commerce-Ausbildung – aber noch nicht in der Industrie

Die Enquete-Kommission „Berufliche Bildung in der digitalen Arbeitswelt“ beschäftigt sich heute mit den Herausforderungen und Erfolgsmodellen für betriebliche Aus- und Weiterbildung, insbesondere auch kleiner und mittlerer Unternehmen im Zeichen der Digitalisierung. Handelsprozesse unterliegen derzeit einem besonders hohen Transformationsdruck. Aber die Branche zeigt auch, dass Fachkräfte inzwischen systematisch herangebildet werden.

Deutschland bietet, wie kein zweites europäisches Land, eine Vielfalt von Qualifikationen in E-Commerce und Digitalisierung. Ein Jahr nach der Einführung ist die Zahl der im „Hochschulatlas E-Commerce“ gelisteten Studiengänge auf mehr als 130 angewachsen. Die bestehenden Studiengänge wurden teilweise überarbeitet, wie eine Analyse der aktuellen Modulkataloge ergeben hat.

„E-Commerce ist heute offen für alle“, beschreibt Martin Groß-Albenhausen, Stv. Hauptgeschäftsführer im Bundesverband E-Commerce und Versandhandel e.V. (bevh), die Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten im E-Commerce. „Man kann Universitäten und Fachhochschulen heute als Bachelor oder Master, mit einem kaufmännischen oder eher technischen Hintergrund, in jedem Fall aber mit solidem Fachwissen über digitale Wirtschaft verlassen.“

Innovativ zeigt sich auch die Organisation der Ausbildung. Die „Digital Business University“, die unter anderem vom Präsidenten des Bundesverbandes Groß- und Außenhandel (BGA), Dr. Holger Bingmann, gegründet wurde, erlaubt beispielsweise eine freie Wahl des Lernortes und auch der Lernzeit. 

Ebenfalls nah an der Praxis verbinden inzwischen drei Hochschulen die IHK-Ausbildung zur "Kauffrau/Kaufmann im E-Commerce" mit einem Bachelor-Abschluss: die Hof-University (gemeinsam mit der Berufsschule Lichtenfels), die Ostbayerische Technische Hochschule Regensburg und die „University of Applied Sciences Europe“ (Iserlohn, Berlin, Hamburg). Nach längstens viereinhalb Jahren können die Absolventen sowohl einen einschlägigen, bundesweit anerkannten IHK-Abschluss, als auch einen Bachelor-Titel vorweisen.

„Im vergangenen Jahr konnten wir auch mit dem Berufsförderungswerk in Bayern eine Qualifizierung im E-Commerce für Menschen entwickeln, die aus gesundheitlichen Gründen in ihren bisherigen Berufen nicht mehr arbeiten können,“ so Groß-Albenhausen. „Gerade diese Menschen können durch den Erwerb von E-Commerce-Kenntnissen in ihren häufig kleinen und handwerklich orientierten Betrieben sinnvolle und zukunftssichere Tätigkeiten ausführen.“ Durch den Fortbildungsberuf „Fachwirtin/Fachwirt im
E-Commerce“, der derzeit in der Zulassung ist, wird die betriebsnahe Fach- und Führungskräfteausbildung vollendet.

In Industrie und Handwerk ist die Arbeit mit digitalen Werkzeugen inzwischen weit verbreitet. Die Verknüpfung von Robotik und Sensorik mit neuen digitalen Geschäftsmodellen wird jedoch in Ausbildung und Studium noch zu wenig vermittelt, bemängelt Groß-Albenhausen. „Der E-Commerce der Zukunft findet auch zwischen Maschinen statt. Die mutigsten Entwürfe digitaler Wertschöpfungsprozesse kommen heute aus China. Aber in der Industrie ist der Platz des digitalen Champions noch nicht vergeben.“

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