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Datenschutz im E-Commerce – ein klarer Wettbewerbsvorteil

Einkaufen in Zukunft. Ein Gastbeitrag von Andrea Voßhoff, Bundesdatenschutzbeauftragte

Der E-Commerce steht regelmäßig im Zentrum gesellschaftlicher Debatten. Das ist ein gutes Zeichen, denn es zeigt: Die Branche bewegt. Deshalb hat der bevh Wissenschaftler, Politiker und Verbände gefragt, wie sie den E-Commerce sehen. Dabei lassen wir selbstverständlich auch diejenigen zu Wort kommen, die nicht unserer Meinung sind und laden alle Leser dazu ein, die Beiträge kritisch zu kommentieren. Der bevh wird zudem auf Grundlage der Beiträge ein Thesenpapier erarbeiten, das nach Abschluss der Reihe die Beiträge aufnimmt. Bis dahin können Sie im September und Oktober jede Woche Dienstag im Rahmen unserer Beitragsreihe „Einkaufen in Zukunft“ lesen, was andere über den E-Commerce denken.

Heute mit Andrea Voßhoff, Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit

Es ist unstreitig, dass Datenschutz ein Wettbewerbsfaktor ist. Ob dieser jedoch als Vor- oder Nachteil dargestellt wird, ist immer von der Sicht der Betroffenen bestimmt. Denn deren Interessen und Ziele spielen eine wesentliche Rolle bei der Frage, ob man sich Datenschutz leisten will und kann oder auch nicht.

So forderte noch im Oktober des letzten Jahres ein europäischer Interessenverband für Online-Händler weniger Datenschutz im Internet. Nur so könne weiterhin persona-lisiertes Marketing durchgeführt werden und der Online-Handel als wichtiger Ge-schäftszweig Europas bestehen bleiben. Datenschutz wird hier zum Wachstumshin-dernis und Kostentreiber erklärt, was dann im internationalen Vergleich die schon vor-handene Schieflage für europäische Unternehmen manifestieren könnte. Ausgeblen-det wird bei dieser Forderung die Tatsache, dass gute Geschäfte auf Dauer nur dann möglich sind, wenn Kunden zufrieden sind. Unvereinbar mit Kundenzufriedenheit und –vertrauen ist ein übermäßiges Beobachten des Kundenverhaltens durch „weniger Datenschutz“ mit dem Ziel der Profilbildung und daran anschließend der werblichen Ansprache.

Eine Studie aus 2013 zum Bezahlverhalten im Internet gibt entsprechende Antworten: sehr viele der befragten Nutzer bevorzugen mit der „Zahlung per Rechnung“ ein Zahlungssystem, das ihnen die meiste Sicherheit und den besten Datenschutz bietet. Dass es hier um eine „Frage des Geldes“ geht, spielt bei der Wahl der Nutzer sicher-lich eine Rolle. Es zeigt sich aber auch, dass diese Wahl bewusst getroffen wird. Und darauf sollten die Online-Händler angemessen reagieren und das Thema „Daten-schutz durch Datensicherheit“ zu einem wichtigen Unternehmensziel erklären.

Tatsächlich scheint sich nach den Enthüllungen zur Abhörpraxis ausländischer Nach-richtendienste und vor dem Hintergrund mehrerer Fälle von großflächigem Identitätsdiebstahl eine Trendwende einzustellen. Viele Internet-Nutzer wechseln zu heimischen oder europäischen Anbietern, große deutsche E-Mail-Anbieter haben sich zum Netz „E-Mail made in Germany“ zusammengeschlossen und vermehrt wird über Cloud-Lösungen nachgedacht, die den Verbleib von Daten in Deutschland oder Euro-pa sicherstellen. Und nebenbei sei angemerkt: selbst die US-amerikanischen Online-Dienste Google und Apple, nicht gerade Vorreiter in Sachen „Privatsphäre“, haben den Datenschutz für sich entdeckt – sicherlich nicht einfach so!

Im Online-Handel hat ein nur verhaltenes Umdenken eingesetzt, wie eine neue Studie belegt. So wird zwar der überwiegende Teil der Online-Shops in Deutschland gehos-tet. In anderer Hinsicht gibt es aber noch erheblichen Handlungsbedarf, z.B. bei der Erstellung eines IT-Sicherheits- und Datenschutzkonzepts und in der Mitarbeiterschu-lung. Dasselbe gilt auch für den technischen Bereich, wie die Verschlüsselung des E-Mail-Verkehrs und die besondere Sicherung der Zahlungsabwicklung und der entsprechenden Daten.

Denn das Einkaufen im Netz nimmt einen immer größeren Stellenwert ein und ersetzt teilweise den Gang in die Stadt oder in den nächsten Supermarkt. Anders als in der realen Welt bleibt der Kunde in einem Online-Shop nicht anonym, er muss neben sei-ner Lieferadresse auch seine Bankdaten bekannt geben. Eigentlich Grund genug, diese sensiblen Daten im eigenen und Interesse der Kunden besonders zu schützen, da auch Kriminelle den Wert der Daten erkannt haben und mit immer neuen „Ideen“ ver-suchen, sie zu erlangen.

Die Politik hat auf die zunehmende Cyber-Kriminalität reagiert und ein IT-Sicherheitsgesetz auf den Weg gebracht. Danach werden Anbieter zukünftig verpflichtet, ihre Systeme durch geeignete technische und organisatorische Maßnahmen gegen unberechtigten Zugriff zu schützen und angemessene Authentifizierungsverfahren vorzusehen. Davon sind auch Online-Händler betroffen, die auf diesem Weg gezwungen werden, im Sinne ihrer Kunden zu handeln.

Aber auch ohne gesetzlichen Druck ist Datenschutz ein Mehrwert, der sich langfristig auch ökonomisch auszahlt, etwa in Form von Kundenvertrauen und Reputation nicht nur in der Netz-Öffentlichkeit. Es gilt das richtige Maß zu finden, indem neben den Interessen des Händlers auch die der Kunden in die Waagschale gelegt werden.

Summary
In a guest article the German Federal Data Protection Commissioner argues for privacy compliance as a benefit in competition.