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bevh-Branchenbarometer Q3/2023

Das dritte Quartal 2023 war von einer quälenden politischen Diskussion um das Gebäudeenergiegesetz und damit zusammenhängende Lasten für den Bürger geprägt. Wie auch immer man den erzielten Kompromiss beurteilen mag, hat er vor allem das Vertrauen der Bevölkerung in die Fähigkeit des Staates gemindert, die Herausforderungen zu bewältigen und den Bürger vor Härten zu schützen. Die Konsumstimmung hat das nicht beflügelt.

Im dritten Quartal ist der Umsatz im B2C-Onlinehandel erneut gegenüber den schon schwachen Vorjahreswerten um noch einmal fast 14 % zurückgegangen, wie unsere kontinuierliche repräsentative Konsumentenbefragung ergeben hat. Damit ist der Umsatz des dritten Quartals sogar unter die Werte des letzten „normalen“ Vergleichsquartals im Jahr 2019 gefallen. Nur aufgrund der relativ noch etwas besseren Resultate des 1. und 2. Quartals liegt der aufgelaufene Umsatz der ersten 9 Monate noch um 5 Mrd. Euro über dem Vergleichswert 2019. Gegenüber dem Vorjahreswert hat der E-Commerce seit Januar 8,85 Mrd. Euro verloren (-13,7%), zum Spitzenwert aus 2021 fehlen bereits 11,82 Mrd. Euro (-17,5 %).

Das bevh-Branchenbarometer, an dem sich 46 Unternehmen beteiligt haben, zeigt ein etwas besseres Bild. Zwar hat sich die Zahl der Händler, die unter Plan liegen, leicht auf 70 Prozent erhöht. Jeder vierte Teilnehmer berichtet für das 3. Quartal von Planüberschreitungen, 5 % liegen im Plan.

Im Vergleich zum Vorjahreswert hat sich gegenüber der Lage im zweiten Quartal wenig verändert. 6 von 10 Händlern erreichen die Vorjahresumsätze nicht, gut jeder Dritte (35 %) liegen über dem Vorjahr. Aufgelaufen per Ende September liegt noch etwas mehr als die Hälfte der Teilnehmer schlechter als im Vorjahr, immerhin 40 Prozent berichten von Wachstum gegenüber Q1-3 2022 – zum Halbjahr waren es etwa gleich viele (39 %).

Kleiner Lichtblick beim aufgelaufenen Umsatz: Diejenigen, die im Jahr 2023 bisher wachsen konnten, haben ihr Plus im Mittelwert auf 15,1 % ausbauen können (Q2: 13,4 %). Der Median, der den statistisch am häufigsten genannten Wert zeigt, erhöhte sich hier ebenfalls leicht auf 10 %. Die aufgelaufenen Rückgänge, die – wie oben dargestellt – die Hälfte der Händler betreffen, liegen im Mittel bei -13 %, im Median bei -11 %.

Auffällig ist, dass die B2B-Händler unter den Teilnehmern mittlerweile schlechtere Werte verzeichnen als noch im 1. und 2. Quartal. Im 3. Quartal lag der Umsatz erneut unter Plan, aber auch nicht mehr über dem Vorjahreswert. Seit Januar hat sich der Umsatz mit gewerblichen Kunden im Mittel noch um 3,1 % erhöht; am häufigsten berichten die B2B-Händler aber von stagnierenden Umsätzen.

Wenig Veränderung gibt es bei den B2C-Händlern. Aufgrund der wenigen Teilnehmer ist ein Wert für Hybrid-Versender, die gewerbliche und private Kunden bedienen, nicht sinnvoll möglich.

Zeigte das Branchenbarometer im zweiten Quartal noch einen recht eindeutigen Trend, nach dem große Unternehmen besser durch die Konjunkturflaute steuerten, lässt sich dies für das dritte Quartal nicht mehr bestätigen. Am besten schlagen sich danach aktuell die Unternehmen zwischen 10 und 50 Mio. Euro Umsatz. Aufgelaufen sind auch die Unternehmen zwischen 50 und 250 Mio. Euro noch auf Vorjahresniveau. Alle anderen Größenklassen kämpfen mit Rückgängen. Allerdings ist auf die kleine Fallzahl in jeder Gruppe hinzuweisen. Aus diesem Grund verzichten wir auch auf eine Darstellung der Performance von Warengruppen. Interessierte Mitglieder können im Login-Bereich der Website die Rohdaten der Befragung als Excel-Tabelle herunterladen; dort gibt es ein Tabellenblatt, auf dem die Werte für verschiedene Warengruppen dargestellt sind.

Der Blick auf die wesentlichen Kennzahlen der Anzahl der Bestellungen, der Positionen pro Bestellung und der Umsätze pro Auftrag zeigt wenig Veränderung gegenüber den vorigen Quartalen.

  • Fast zwei Drittel der Befragten berichten von leicht oder deutlich geringeren Bestellmengen gegenüber dem Vorjahresquartal. Nur noch jeder Vierte verzeichnet leicht oder deutlich gestiegene Orders.

  • Um etwa 5 Prozentpunkte hat sich die Zahl derjenigen erhöht, bei denen die Zahl der Artikel pro Bestellung auf Vorjahresniveau liegt; dies geht vor allem auf weniger Fälle zurück, bei denen die Auftragspositionen leicht oder deutlich rückläufig waren.

  • Erfreulich ist hingegen, dass 44 Prozent der Teilnehmer von leicht gestiegenen Umsätzen pro Bestellung sprechen. Im 2. Quartal konnten dies nur etwa jeder viertre Händler berichten. Fast halbiert hat sich hingegen die Zahl derjenigen, die von deutlich rückläufigen Bestellumsätzen sprechen, auf nur noch 8,9 % (nach 15,6 % im zweiten Quartal).

Vor dem Weihnachtsgeschäft haben wir nach der Stimmung der Händler gefragt. Gut jeder Zweite befürchtet, dass die Konsumenten noch weniger als 2022 unter den Tannenbaum legen werden – keine Stabilisierung also im vierten Quartal. Nicht einmal jeder fünfte Teilnehmer (15,6 %) erwartet im Jahresvergleich bessere Weihnachtsumsätze. Ein Drittel geht von gleichbleibendem Geschäft aus. Nur noch ein gutes Viertel der Befragungsteilnehmer geht davon aus, dass sich das Bestellverhalten ab dem 4. Quartal deutlich verbessern wird.

Allerdings sagt auch jeder Vierte, dass er wegen der allgemeinen Lage wenig Spielraum für hohe Rabatte zu den besonderen Verkaufstagen (Black Friday, Cybermonday) hat. Etwa gleich viele der Befragten wollen sich in diesem Jahr stärker oder weniger als zuvor an den Sonderverkäufen beteiligen. Gut die Hälfte wird sich entsprechend auch nicht anders als in den Vorjahren im Weihnachtsgeschäft verhalten.

Im dritten Quartal ist die Zahl derjenigen, die für das Gesamtjahr nicht mehr von Umsätzen auf Vorjahresniveau ausgehen, wieder auf gut 44 Prozent und damit auf den Wert des 1. Quartals gestiegen. Im zweiten Quartal war nur jeder Dritte so pessimistisch. 31 % befürchten inzwischen, Personal abbauen zu müssen, nach 21 % im zweiten Quartal.

Die eingangs geschilderte Verunsicherung und Resignation der Kunden schlägt auch auf die Händler über. Inzwischen schließt sich mehr als jeder zweite (53,3%) der Aussage an, dass „das Verhalten der Parteien und der Regierung ... die Konsumstimmung stärker als die tatsächliche wirtschaftliche Lage“ belaste (Q1: 38 %, Q2: 42 %). Mehr als 40 Prozent sehen in den geplanten Regulierungsvorhaben wie Verpackungsgesetz oder Lieferkettensorgfaltspflichten die Gefahr, eine Rückkehr zum Wachstum der Branche zu verhindern. Fast jeder zweite fühlt sich durch die Vorgaben überfordert.

Und etwa jeder sechste Teilnehmer der Befragung sagt: „Wenn die Situation sich nicht bald verbessert, werden wir unser Unternehmen nicht weiterführen können.“