Blog:

bevh-Branchenbarometer Q1/2023

Die von den bevh-Mitgliedern im 1. Quartal 2023 realisierten Umsätze liegen zum Teil weit entfernt vom Plan, aber auch gegenüber dem Vorjahr zeigt sich das Jahr bisher sehr widersprüchlich. So meldet gut jeder zweite Teilnehmer der Befragung (50,9%) Umsätze, die negativ vom Plan abweichen, nur ein gutes Drittel (35,1%) liegt besser als geplant.

Im Vergleich mit dem Vorjahr haben 45,6 % noch einmal Umsatz abgegeben, allerdings melden 49,1 % der Befragten ein Umsatzplus gegenüber Q1/2022.

Die Spreizung der Antworten macht eine Saldierung schwierig. Über alle Teilnehmer der Befragung hinweg lag der Umsatzrückgang gegenüber Plan im Mittel bei einem Minus von 3,2 %; nach Häufigkeit der Nennung (Median) lag der Rückgang nur bei -2,5 %. Gegenüber dem Vorjahresquartal kam es zu einem mittleren Wachstum von knapp 4 %, um Ausreißer bereinigt stagnierte der Umsatzbei den Befragten.

Betrachtet man nur die Befragten, die von Umsatzrückgängen berichtet haben, lag das Minus gegenüber Plan im Mittel bei -16,2 %, gegenüber Vorjahr bei -17,7 %. Der Median lag jeweils etwas besser, -10 % gegenüber Plan und -15 % gegenüber Vorjahr. Diejenigen mit Verbesserungen gegenüber Plan und/oder Vorjahr freuten sich über eine positive Abweichung um 15,6 % gegenüber Plan bzw. sogar fast 25 % gegenüber Vorjahr. Letzterer Wert bricht jedoch auf 11 % ein, wenn man Ausreißer mit besonders hohen Zuwächsen herausrechnet.

Auffällig ist dabei, dass die B2B-Teilnehmer im Panel mit einer mittleren Planabweichung von +11,7 % und einem mittleren Umsatzwachstum von +5,6 % deutlich besser abgeschnitten haben als die B2C-Anbieter. Diese mussten im Mittel eine Unterschreitung der Planumsätze um 5,2 % und einen Umsatzrückgang um 1,7 % hinnehmen. Solche Unternehmen, die Privatkunden wie gewerbliche Kunden bedienen, finden ein Umsatzwachstum gegenüber Vorjahr von etwas mehr als 14 % in den Büchern.

Mehr als die Hälfte der Panel-Teilnehmer berichtet von einem gegenüber dem Vorjahreszeitraum gesunkenen Bestelleingang, knapp ein Drittel sogar von stark gesunkenen Bestellzahlen. Bei knapp 11 % ist der Umsatz pro Bestellung stark zurückgegangen, ein gutes Drittel (33,4 %) sieht leicht rückläufige Warenkörbe.

Immerhin bei gut jedem zweiten (53,7 %) ist die Anzahl der bestellten Positionen im Vorjahresvergleich gleich geblieben; allerdings sehen knapp 30 % auch hier eine etwas, fast 2 % sogar eine deutlich geringere Anzahl Warenpositionen pro Bestellungen.

Entsprechend gedrückt ist die Stimmung. Nicht einmal ein Drittel der befragten Onlinehändler geht von einer Erholung der Nachfrage im Jahresverlauf aus. Fast jeder zweite (47,3 %) geht davon aus, die Umsätze des Vorjahres nicht mehr zu erreichen. Ein knappes Viertel berichtet, dass die Umsätze nur mit deutlich höheren Werbekosten erreicht werden können; allerdings sieht ein gutes Drittel zumindest, dass sich Kunden durch starke Verkaufsangebote weiterhin überzeugen lassen.

Schlechte Stimmung, Kritik an der Politik

Deutlich spürbar ist eine Verärgerung der Onlinehändler über die Politik. Fast jeder zweite (45,6 Prozent) sieht sich durch die staatlichen Vorgaben überfordert, und 37 % schließen sich der Aussage an, dass die geplanten Regulierungen die Gefahr bergen, das Wachstum des E-Commerce dauerhaft zu Verhindern. Jeder dritte Befragte Händler kritisiert, dass die deutsche und europäische Gesetzgebung die Wirtschaft im globalen digitalen Wettbewerb abhängt.

Nicht einmal 9 Prozent meinen hingegen, dass die aktuellen Maßnahmen genügen, um die Verbraucherinnen und Verbraucher finanziell abzusichern. Stattdessen, meinen fast vier von zehn Befragten, belaste das Verhalten von Parteien und Regierung die Konsumstimmung sogar noch stärker als die tatsächliche Lage dies hergebe.

Nur etwa jeder Vierte mag sich der These anschließen, dass die Krise im Lauf der nächsten 9 Monate überwunden werden könnte. 17,8 % erwarten, dass die aktuellen Umsatzrückgänge erst im Lauf der nächsten 3 Jahre aufgeholt werden könnten. Doch aller Verunsicherung zum Trotz, teilen fast 46 % der Befragten die Einschätzung, dass E-Commerce in ihrer Warenkategorie trotz der aktuellen Krise seinen Anteil am Handelsvolumen weiter ausbauen wird.