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Barrierefreies Einkaufen im Web - Teil 2

erklärt von Heike Clauss, Projektleitung BIK für Alle

Wer seine Produkte über Verkaufsplattformen anbietet, dem sind natürlich die Hände gebunden.  Hier gibt es wenig Einfluss auf die barrierefreie Darstellung des Angebots. Zu erwarten ist, dass die Portale entsprechend angepasst werden, wenn es eine klare rechtliche Vorgabe gibt. 

Anders, wenn Sie einen eigenen Shop betreiben, hier können Sie selbst für gute Zugänglichkeit sorgen. Ähnlich wie bei dem Bau eines Gebäudes ist Barrierefreiheit im Web am kostengünstigsten umzusetzen, wenn sie von Anfang an mitbedacht wird. Der ideale Zeitpunkt ist also, wenn ein Shop neu eingerichtet wird oder ein Relaunch ansteht. Aber auch im laufenden Betrieb können peu à peu Verbesserungen vorgenommen werden.

Für die Umsetzung ist in erster Linie die beauftragte Agentur zuständig. Sie ist für die Auswahl der technischen Grundlage, also des CMS bzw. Shopssystems und die barrierefreie Entwicklung des Auftritts verantwortlich.

Formulieren Sie gegenüber der Agentur konkret, dass der Internetauftritt die Vorgaben der Konformitätsstufe AA der WCAG 2.0 erfüllen muss. In der WCAG werden die drei Stufen A, AA, AAA unterschieden. Die Stufe AA ist der gängige Standard.

Leider haben sich viele Agenturen bislang noch nicht mit barrierefreiem Webdesign beschäftigt. Dies hat zur Folge, dass sich auch deren Mitarbeiter zunächst in das Thema einarbeiten müssen. Agenturen, die schon nachweislich barrierefreie Webauftritte entwickelt haben, finden Sie auf unserer Liste 90+. (http://www.bitvtest.de/90plus/agenturen.html)

Aber auch die Redakteure, die Texte oder neue Produkte eingeben, tragen zur Zugänglichkeit einer Seite bei. Sie müssen z.B. Überschriften korrekt auszeichnen und Bilder oder Fotos mit Alternativtexten versehen.

Was kostet Barrierefreiheit?

Was kostet die barrierefreie Umsetzung? Eine Frage, die natürlich immer im Raum steht, auf die sich aber leider nicht mit konkreten Zahlen antworten lässt. So hängen die Kosten für barrierefreies Design davon ab, ob bei einer Neugestaltung bzw. einem Relaunch Barrierefreiheit von vorn herein mitgeplant wurde oder ein Webangebot extra „nachgerüstet“ werden muss, ob die beauftragte Agentur bereits Erfahrung im barrierefreien Design hat oder entstehende Kosten für Qualifizierung/Einarbeitung an den Kunden weitergibt, wie technisch komplex der Auftritt ist.

Zudem ist der Aufwand für die barrierefreie Gestaltung und andere Aufgaben der Entwicklung oft nicht klar zu trennen. Auch gibt es viele Usability-Anforderungen, die mit der Barrierefreiheit Hand in Hand gehen.

Erfahrungen aus dem öffentlichen Sektor oder aus anderen Ländern, in denen auch privatwirtschaftliche Branchen gesetzlichen Verpflichtungen unterliegen, zeigen: Barrierefreiheit ist machbar. Und besonders dann, wenn Barrierefreiheit nicht von heute auf morgen umgesetzt werden muss, sondern es angemessene Vorlaufzeiten zur Vorbereitung und Planung des Prozesses gibt.

Durch die zunehmenden gesetzlichen Verpflichtungen, z.B. die Verabschiedung der europäischen Richtlinie zur Barrierefreiheit von Websites öffentlicher Stellen, ist außerdem zu erwarten, dass das Thema Aufschwung erhält, IT Anbieter zukünftig besser zugängliche Systeme entwickeln und mehr Agenturen Barrierefreiheit in ihr Portfolio einbeziehen.

Welche Unterstützung gibt es?

Barrierefreies Webdesign ist kein Hexenwerk. Wer sich bislang noch nicht mit dem Thema beschäftigt hat, benötigt jedoch etwas Zeit, um sich einen Überblick zu verschaffen und sich einzuarbeiten.

Ausführliche Informationen und Hilfestellung erhalten Webanbieter und Redakteure in zwei Leitfäden des Projekts BIK für Alle: 

Leitfaden für Webseiten-Anbieter (http://www.bik-fuer-alle.de/leitfaden-fuer-webseiten-anbieter.html)

und

Webinhalte barrierefrei einpflegen (http://www.bik-fuer-alle.de/webinhalte-barrierefrei-pflegen.html)

In vorangegangenen BIK-Projekten wurde ein Verfahren zur Prüfung der Zugänglichkeit von Webseiten entwickelt.  Dieses Verfahren steht heute als BITV- und als WCAG-Test zur Verfügung. Die Tests werden von einem deutschlandweiten Prüfverbund angeboten und können sowohl entwicklungsbegleitend (bzw. zur Ermittlung des Status quo) als auch für eine Zertifizierung genutzt werden. Außerdem steht der Test auch als Online-Tool für eine Selbstbewertung zur Verfügung.

Ausführliche Informationen zu den Tests finden Sie unter www.bitvtest.de.