E-Commerce hat in Deutschland die produzierende Industrie erreicht. Jeder fünfte Onlineshop, der sich an Firmenkunden richtet, wird nicht von einem Unternehmen aus dem Handel betrieben. Das ist eine zentrale Erkenntnis aus der ersten Vollerhebung der deutschen Wirtschaft im World Wide Web, die von der Creditreform AG und dem Bundesverband E-Commerce und Versandhandel e.V. (bevh) vorgenommen wurde.
Um eine vollumfängliche Standortbestimmung der B2B Online-Shops in Deutschland vorzunehmen, wurde mit einem Webcrawling-Ansatz ein neuer, innovativer Weg gegangen, über den ein Spiegelbild der Unternehmenslandschaft im Internet mit bisher unerreichtem Umfang generiert werden konnte. Über diesen Ansatz ist Creditreform zu dem Ergebnis gekommen, dass in Deutschland derzeit fast 5.500 Unternehmen mit B2B Online-Shops existieren, die für rd. 201.000 Beschäftigte stehen.
Dennoch besteht Nachholbedarf: Die Quote der Unternehmen, die den modernen Vertriebsweg nutzen, liegt gemessen an allen Unternehmen im Großhandel und Produzierendem Gewerbe bei unter 1 Prozent – deutlich geringer als die Nutzung von Procurement-Anwendungen in diesen Branchen. „Man darf nicht unterschätzen, wie viel Handel inzwischen im Internet getrieben wird, der nicht über Onlineshops läuft, sondern über spezielle Marktplätze. Hier verschmelzen etablierte Procurement- Prozesse mit Web-basierten Lösungen zu einem neuen, disruptiven Transaktionsmodell“, so Martin Groß-Albenhausen, Stellvertretender Hauptgeschäftsführer des bevh. Der Nachholbedarf des Mittelstands werde in wenigen Jahren den ohnehin bestehenden Mangel an Fachkräften im Digital Commerce verschärfen.
Siebo Woydt, Vorstand der Creditreform AG, unterstreicht die solide wirtschaftliche Grundlage, auf der B2B-Onlineshops ruhen: „Mit Blick auf die Profitabilität der B2B Online-Anbieter zeigt sich, dass diese vergleichsweise effizient mit den ihnen zur Verfügung stehenden Finanzmitteln wirtschaften. Die durchschnittliche Gesamtkapitalrentabilität der B2B-Versandhändler rangierte über den gesamten Beobachtungszeitraum oberhalb des gesamtwirtschaftlichen Durchschnitts.“ Dabei erhalten diese Unternehmen eine gute Bonität und eine im Branchenvergleich überdurchschnittliche Zahlungsmoral: Die B2B-Onlinehändler kommen durchschnittlich nur auf weniger als 8 Tage Zahlungsverzug, während dieser Wert in der deutschen Wirtschaft branchenübergreifend auf fast 11 Tage angestiegen ist.
In der Vollerhebung wurden aus den 2,3 Millionen in Deutschland registrierten Unternehmens-Websites all diejenigen selektiert, auf deren Firmenhomepage eine Shop-Seite identifiziert werden konnte. Aus diesen wurden in einem zweiten Schritt über 60 Parameter – von eindeutigen AGBs über Netto-Preisangaben bis zu qualifizierenden Wort-Strings – die Unternehmen mit B2B Online-Shops herausgefiltert. Filialen bzw. Niederlassungen ein und desselben Unternehmens sind nicht in die Auswertung eingeflossen. Auch wenn ein Unternehmen über mehrere Shop-Seiten verfügte, ist dieses nicht doppelt gezählt worden.
Parallel hat Creditreform gemeinsam mit dem ibi research an der Universität Regensburg mittels einer Expertenbefragung das Ein- und Verkaufsverhalten im B2B- E-Commerce analysiert. Dabei wurde beispielsweise neben den Gründen für den Online-Einkauf auch auf die Relevanz einzelner Informationen in Online-Shops bzw. Marktplätzen eingegangen. Dr. Georg Wittmann, Research Director bei ibi research, berichtet, dass viele Einkäufer den Online-Einkauf bevorzugen, da dieser praktischer und schneller ist als klassische Einkaufswege: „Dabei erwarten Einkäufer von den Online-Shops und Marktplätzen insbesondere Auskunft über die Verfügbarkeit, die zu erwartende Lieferzeit und technische Spezifikationen der Ware.“ Die Studie ist gerade in der Finalisierung uns steht ab Mitte April der Öffentlichkeit zum kostenlosen Download zur Verfügung.
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Die Studie finden Sie auch hier.