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2017 und Handelspolitik – faktisch oder „postfaktisch“?

verfasst von Christoph Wenk-Fischer

Das „offizielle“ Wort des Jahres 2016 war „postfaktisch“. Es ist ein Kunstwort, das darauf verweise, dass es in der politischen und öffentlichen Diskussion zunehmend um Stimmungen anstelle von Fakten geht und ein immer größerer Teil der Bevölkerung bereit sei, auf den Anspruch auf Wahrheit zu verzichten, Tatsachen zu ignorieren und offensichtliche Lügen bereitwillig zu akzeptieren. So die den Titel verleihende Gesellschaft für deutsche Sprache. Ich finde die Entscheidung gut, die Augenmerk auf die sich nachteilig verändernde politische Diskussion und Kultur nicht nur in unserem Land legt.

Was hilft aber in der politischen Diskussion, wenn diese zunehmend „postfaktisch“ geführt wird? Fakten, Information und Aufklärung! Und warum ist das meine Überzeugung? Weil man mir schon als Kind sehr richtig beigebracht hat, dass nicht derjenige Recht hat, der am lautesten brüllt, sondern derjenige, der die besseren Argumente hat. Und so arbeiten wir, meine Kolleginnen und Kollegen und auch der bevh mit Argumenten weiter - trotz „postfaktisch“ als Preisträger. Unsere Aufgabe ist es über unsere Branche zu informieren, sie zu vertreten und ihre Argumente in die für sie wichtigen politischen Entscheidungsprozesse einzubringen, damit sie angemessen berücksichtigt werden. Nicht brüllen, nicht jammern, immer schön bei der Wahrheit bleiben und überzeugen!

Als Jahr der Bundestagswahl ist 2017 natürlich für diese Aufgabe ganz besonders wichtig. „Postfaktisch“ wird neuerdings nämlich der Buchstabe „E“ im E-Commerce gerne mal für „evil“, also „böse“ gesetzt, weil unsere Branche z.B. die althergebrachte Kultur des Einkaufens zerstöre, Innenstädte veröden lasse, den armen Apotheker an der Ecke und damit gleich unser Gesundheitssystem ruiniere, den Verkehrskollaps forciere, die Welt in Verpackungsmüll ersticken lasse, ihre Beschäftigten mies behandele und schlecht bezahle. Sogar in die Zeit zunehmender Ressentiments gegen Ausländer passenden Blödsinn habe ich gerade jüngst gelesen. Wenn man das alles nur oft und laut genug brüllt, kommt es ja vielleicht auf die Wahrheit nicht mehr an, mögen die „Postfaktischen“ hoffen.

Wir werden uns also im Wahlkampf 2017 intensiv mit Mythen beschäftigen, weiter Fakten sammeln und Politik und Öffentlichkeit über unsere Branche und auch ihre Dienstleister informieren. Und das als u.a. 

  • hervorragende Arbeitgeber und Ausbildungsbetriebe,
  • Jobmotor des Handels,
  • sichere und bequeme Möglichkeit des Einkaufs,
  • den Maßstab für Kundenzufriedenheit,
  • den Ort der flächendeckenden Verfügbarkeit von Waren und Dienstleistungen,
  • Innovations- und Technologietreiber,
  • das interaktive Netzwerk der Transparenz und vieles mehr.

Dazu machen wir als Verband weiterhin anerkannte Untersuchungen, Umfragen und Studien und darauf basierend konstruktive Vorschläge, die wir zur Diskussion stellen. Wir tragen die politischen Wünsche für sinnvolle Rahmenbedingungen, aber auch Kritik unserer Branche an unausgewogener und falscher politischer Entscheidung vor. Im letzten Jahr haben wir als der Bundesverband E-Commerce und Versandhandel unsere politische Agenda formuliert, die wir Politik und Öffentlichkeit intensiv im Wahljahr vorstellen werden. Starten wird unser Präsident Gero Furchheim in der FAZ, mit der er dazu vorab ein Gespräch geführt und die Ideen und Ansätze unserer Branche erläutert hat. Sodann werden wir mit unserer Agenda im Detail und im Überblick an Presse und Politik gehen und regelmäßig daraus Schwerpunkte vorstellen – natürlich auch regelmäßig hier im Blog. So und nicht „postfaktisch“ wollen und werden wir alle gemeinsam Einfluss für eine nachhaltige gute Zukunft des Handels und der darin tätigen Menschen nehmen.   

Ich wünsche Ihnen allen ein gutes und erfolgreiches neues Jahr,

Ihr

Christoph Wenk-Fischer